Heinrich-Mann-Schule | Leipzig

Heinrich-Mann-Schule | Leipzig -

Geschichte bewahren, Zukunft gestalten

Die Gebäude der Heinrich-Mann-Schule tragen die Spuren eines ganzen Jahrhunderts in sich. Am Stadtrand von Leipzig entstand die Schule parallel zur Kleinsiedlung Leipzig-Meusdorf und wurde 1937 eröffnet. Die Siedlung selbst war Teil eines sozialen Wohnungsbauprogramms der Weltwirtschaftskrise: Zwischen 1933 und 1936 entstanden durch umfangreiche Eigenleistungen arbeitsloser Menschen rund 400 Doppelhäuser mit insgesamt 800 Siedlerstellen. Die Heinrich-Mann-Schule gehört damit zu den wenigen heute noch erhaltenen Leipziger Schulbauten aus der Zeit des Nationalsozialismus – neben ihr existiert nur ein weiteres Beispiel.
 

Ein historisches Ensemble unter Denkmalschutz

Das Ensemble besteht aus dem zweigeschossigen, unterkellerten Hauptgebäude mit ungenutztem Dachraum sowie der Turnhalle mit Empore. Beide sind über einen niedrigen, eingeschossigen Gang verbunden. In seiner Geschlossenheit, seiner handwerklichen Qualität und seiner Authentizität ist das Ensemble ein bedeutender Zeitzeuge und steht daher unter Denkmalschutz.

Im Inneren begegnet man zahlreichen originalen Bauelementen: Fenster und Türen der Erbauungszeit, steinerne Trinkbrunnen, fest eingebaute Schränke, Verdunklungsanlagen und originale Beschläge. Die liegenden Fensterformate der Hoffassade verweisen auf Reformarchitektur, wie sie auch an anderen Leipziger Schulen – etwa der Oberschule in der Ratzelstraße – zu finden ist. Die parkseitigen Fassaden dagegen zeigen traditionelle, stehende Fensterformate. Spätere Ergänzungen wie die Ausmauerungen mit Glasbausteinen in Laubengang und Turnhalle dokumentieren das pragmatische Weiterbauen der Nachkriegsjahrzehnte.

Denkmalpflege mit Verantwortung

Die Weiterentwicklung der denkmalgeschützten Gebäude zu einer Schule, die heutigen pädagogischen Anforderungen gerecht wird, stellte aufgrund dieser Geschichte eine besondere Herausforderung dar. Ziel war es, die historische Substanz klar und dokumentarisch zu bewahren und zugleich ein zeitgemäßes, freundliches Lernumfeld zu schaffen.

Dies bedeutete zum einen, dass handwerklich oder architektonisch wertvolle Details neutral behandelt wurden. Historische Elemente wie Kastenfenster und Türen blieben erhalten und wurden sorgfältig restauriert. Auf Grundlage der heterogenen restauratorischen Farbbefunde wurde in Abstimmung zwischen Denkmalpflege und Nutzer eine einheitliche Farbfassung entwickelt; als maßgebliche Befundstelle wurde hierfür der Bereich im 1. Obergeschoss festgelegt.

Zweitens sollten neue Eingriffe eindeutig als zeitgenössische Ergänzungen erkennbar bleiben. Leitbild dafür waren Offenheit, Transparenz, Barrierefreiheit und Geborgenheit – sichtbare Zeichen demokratischer und inklusiver Werte.

Neubauten, die weiterdenken

Das Hortgebäude ergänzt die Anlage spiegelbildlich, ohne sie zu dominieren. Die Fenster sind deutlich größer, die Räume heller, und alle Bereiche treten offener und direkter in Beziehung zum Freiraum mit seinem prächtigen Baumbestand.

Der Bibliotheksraum reicht bis unter den Dachfirst. Sofaecken und eine breite Sitzbank im Panoramafenster laden zum Lesen, Sitzen und Verweilen ein. Die Tochter eines Kollegen, die hier zur Schule geht, beschreibt die Bibliothek so: „Es ist wie in Hogwarts … nur heller.“

Ein Ort der Gemeinschaft

Als Ort der Gemeinschaft bildet die historische Sporthalle das Zentrum der Anlage. Auch wenn sie etwas zu klein für normgerechte Spielfeldgrößen ist, bietet sie ausreichend Platz für Sport, Bewegung und Tanz. Vor allem aber hat die Schulgemeinschaft hier wieder einen Raum für Versammlungen, Feiern und Feste.

Freiraum als pädagogischer Schatz

Der große, parkartige Außenraum mit seinem alten Baumbestand ist ein zentraler Bestandteil des pädagogischen Konzepts. Er schafft Raum für Bewegung, Begegnung und Naturerfahrung.

Die Heinrich-Mann-Schule ist anerkannte Umweltschule der Stadt Leipzig und vertritt Werte wie Respekt, Offenheit, Zusammenhalt und Demokratie. Ihren Namen trägt sie deshalb nach einem entschiedenen Gegner des Nationalsozialismus.

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