Grundschule Arthur-Nagel-Straße | Leipzig

Planung
2019-2023
Standort
Leipzig
Wettbewerb
VGV mit Konzeptidee / 1.Preis und Zuschlag
Planung
LPH 1 (Grundlagenermittlung) – LPH 9 (Objektbetreuung)
Realisierung
2023-2025
Auftraggeber:in
Stadt Leipzig, Amt für Gebäudemanagement

Ein heterogener Stadtraum – eine klare Antwort
Der Bauplatz der neuen Grundschule liegt an der Dieskaustraße, einer der großen Radialstrassen Leipzigs, und unmittelbar an der geografischen Grenze des Leipziger Stadtteils Großzschocher. Der Ort ist geprägt von unterschiedlichsten Baustrukturen. Mehrgeschossige Industriehallen, flache Gewerbegebäude, gründerzeitliche Blockrandfragmente und serielle Wohnbauten treffen unvermittelt aufeinander.
Innerhalb dieses heterogenen Kontextes nimmt die neue Schule in Höhe und Ausrichtung den Dialog mit dem Umfeld auf. Der schwebende rote Baukörper ist prägnant, freundlich und bietet im städtischen Raum Orientierung.
Ein neuer Bildungsort für Großzschocher
Mit dem neu gestalteten Umfeld öffnet sich die Schule zum Wohnquartier und bietet über die schulische Nutzung hinaus Angebote für die Bewohner des Stadtteiles. Bänke zum Verweilen, Sitzstufen zum informellen Treffen, ein Spielplatz für die Kleinen und Sportgeräte für die Großen laden ein genutzt zu werden.
In der Summe dieser Maßnahmen wird die gesellschaftliche Bedeutung dieses Vorhabens sichtbar. Die Schule und ihr Umfeld sind Bildungsraum, Raum für Entwicklung, Kultur und soziale Interaktion. Es ist ein offener Raum für Alle. Die Grundschule Großzschocher ist identitätsstiftender Auftakt für den Stadtteil und für den neu entstehenden Bildungscampus an der Arthur-Nagel-Straße.


Architektur mit Geschichte – und Zukunft
Neben Rathaus und religiösen Gebäuden sind Schulen zentrale Orte für die gesellschaftliche Interaktion. In Leipzig gibt es eine lange Geschichte architektonisch interessanter und prägnanter Schulen. Viele dieser Solitärbauten haben reich gegliederte Fassaden aus Ziegeln. Das Material ist dauerhaft und robust und aus diesen Gründen nachhaltig. Die Fassade der Grundschule folgt in der Farb- und Materialwahl diesem historischen Vorbild. Darüber hinaus ist die vorgehängte Konstruktion am Lebensende als neu verwertbarer Rohstoff sortenrein demontier- und recyclebar.

Ein Haus, das willkommen heißt
An der verkehrsberuhigten Arthur-Nagel-Straße befindet sich der Vorplatz mit dem Haupteingang. Der Eingangsbereich ist, wie das gesamte Erdgeschoss, offen gestaltet und umlaufend schwellenlos mit den Freiflächen verbunden. Die Fassade ist gegenüber den Obergeschossen zurückgesetzt, so dass unter dem auskragenden Baukörper ein vor Sonne bzw. vor Regen geschützter Übergangsbereich zwischen innen und außen entsteht. Hier können die Schülerinnen und Schüler vor bzw. nach dem Unterricht aufeinander warten während Ihre Eltern ihre nächste Geburtstagsfeier organisieren ; )
Betritt man das Gebäude, empfängt das Foyer die bis zu 840 Kinder mit einer offenen Geste. Der Blick führt weiter bis hin zum Schulhof. Hoch über dem hellen, lichten Raum scheinen die oberen Etagen zu schweben, denn Fassadenmaterial und Decke verschmelzen zu einem einheitlichen Volumen. Die Freitreppe mit ihren breiten Sitzstufen formt eine kleine Tribüne des Alltags, auf der Kinder ankommen, warten, plaudern oder einfach dem Treiben zusehen. Vom Foyer aus öffnen sich die Wege in die beiden Treppenhäuser, die zu den Klassenraumclustern führen, sowie in die angrenzende Mensa. Diese kann sich – wenn die Schule es braucht – in einen festlichen Saal für bis zu 350 Menschen verwandeln.
Lernräume als kleine Heimat
Jeder Klassenraumcluster bildet für die Kinder einen überschaubaren Lernort, der im Schulalltag zu einer kleinen Heimat wird. Er umfasst fünf allgemeine Unterrichtsräume, die um eine gemeinschaftliche Mitte angeordnet sind. Diese Mitte öffnet sich als Freilernbereich, in dem Schülerinnen und Schüler selbstständig arbeiten, sich austauschen oder Rückzugsmöglichkeiten finden können. Ein angrenzender Gruppenraum ergänzt den Cluster als ruhiger Differenzierungsbereich, in dem Kleingruppen lernen oder individuelle Förderung stattfinden kann. So entsteht ein Lernumfeld, das sowohl Gemeinschaft als auch konzentriertes Arbeiten auf angenehme Weise vereint.
Mehr als Sport: ein Haus für die Gemeinschaft
Zur Schule gehört ebenso eine Dreifeldsporthalle, die außerhalb der schulischen Nutzungszeiten den Sportvereinen der Umgebung offensteht. Sie erweitert das Angebot der Schule und schafft zugleich einen Ort, an dem sich Bildung und gesellschaftliches Leben begegnen. Dass das gesamte Gebäude barrierefrei gestaltet ist, versteht sich von selbst – jeder Bereich ist für alle Kinder und Besucher gleichermaßen zugänglich.

Grün, großzügig, klimafit
Schule und Sporthalle geben dem nach Südwesten orientierten Schulhof Schutz und eine klare räumliche Fassung. Dieser Hof bildet zugleich den ersten Baustein der gemeinsamen Mitte des gesamten Bildungscampus. Die neu gepflanzten Bäume spenden von Jahr zu Jahr mehr Schatten, und ihre Arten sind so gewählt, dass sie den klimatischen Herausforderungen unserer Zeit standhalten – widerstandsfähig gegenüber Hitze, extremen Wetterlagen und langen Trockenperioden.
Wasser denken – Zukunft sichern
Das gesamte Regenwasser wird auf dem Grundstück zurückgehalten. Die blau-grünen Dächer sind als Retentionsdächer ausgebildet, auf denen das Wasser gesammelt und zeitverzögert abgegeben wird. Ein Teil dient der Bewässerung der Baumstandorte, bevor es schließlich in einer Rigolenanlage versickert. So entsteht ein nachhaltiger Wasserkreislauf, der das Gelände auch in trockenen Zeiten versorgt und entlastet. Die Anlage folgt dem Prinzip der Schwammstadt: Das Gelände nimmt Wasser auf, speichert es und gibt es in trockenen Zeiten wieder frei. So entsteht ein ausgeglichenes Mikroklima, das die Umgebung spürbar abkühlt und den Aufenthalt im Freien angenehmer macht. Die vielfältige Bepflanzung schafft Lebensräume für Insekten, Vögel und andere kleine Tiere und trägt zu einer wachsenden Artenvielfalt im schulischen Umfeld bei. Auf den Dachflächen unterstützen Photovoltaikmodule zusätzlich die Energiegewinnung vor Ort und machen den Campus nicht nur ökologisch widerstandsfähiger, sondern auch energetisch unabhängiger.











